Was ist an der Forschung in dieser abgelegenen Region so faszinierend?
Uns faszinieren die atemberaubende Landschaft und die Herausforderungen, die die harschen Wetterbedingungen in diesen abgelegenen Regionen mit sich bringen. Wir sind mit viel Leidenschaft dabei. Gerade wegen der schwierigen Bedingungen sind polare Regionen weniger erforscht als andere und wir sind sehr dankbar, hier sein zu dürfen. Wir tragen in unserem kleinen Team viel Verantwortung und können viel selbst gestalten. Dabei merken wir, wie wichtig ein gutes Team ist und wie super wir zusammenarbeiten. Unsere Themen, aber auch unsere Stärken und Schwächen, ergänzen sich hervorragend. Das motiviert uns, auch wenn lange Nachtschichten anstehen. Uns allen bringt es zudem Spaß, uns international zu vernetzten, Kulturen kennenzulernen und zu sehen, dass auch am anderen Ende der Welt Klimaforschung betrieben und die Notwendigkeit für Veränderungen gesehen wird. Was wir hier erforschen, fühlt sich für uns wichtig an.
Welche Tipps haben Sie für das (Über-)Leben in der Antarktis?
Ein Kollege aus Chile sagt uns immer wieder „Relax and enjoy the ride“, weil wir aus seiner Sicht zu viel planen und uns zu viele Sorgen machen. Ein anderer Rat, den wir oft hören und auch von vorheriger Feldarbeit in der Arktis kennen, ist: „Rest and eat when you can“ – also „Ruh dich aus und iss, wenn du Zeit hast.“ Das Leben und Arbeiten hier ist schwer planbar. Manchmal zieht ein Sturm auf und wir können tagelang keine Proben nehmen. Manchmal müssen wir spontan raus zur Feldarbeit und danach die Nacht im Labor verbringen. Jede freie Minute sollte daher genutzt werden, um Energie zu tanken. Wichtig sind auch ein gutes Team und eine offene Kommunikation, weil es wenig Rückzugsmöglichkeiten gibt und wir viel unter Stress stehen.
Gibt es etwas, worauf Sie sich besonders freuen, wenn Sie wieder zu Hause sind?
Unsere Familien und Freunde wiederzusehen, das Lieblingsessen und keine permanente FOMO („fear of missing out“ – Anm. d. Red.) zu haben. Hier hat man nämlich immer das Gefühl, man müsse etwas unternehmen, noch etwas im Labor schaffen, die Landschaft genießen, sich mit Leuten vernetzen. Es gibt selten wirklich Ruhe.
Apropos Ruhe: Wie wird es an Weihnachten sein?
Das wissen wir noch nicht. Wenn das Wetter gut ist, fahren wir mit dem Boot raus und nehmen Proben. Da unsere Zeit sehr begrenzt ist, wäre das wahrscheinlich das beste Geschenk. Wir hoffen auch, dass es einen Moment gibt, an dem wir gemütlich zusammensitzen und ein wenig entspannen können.
Wir wünschen dem Team noch einen guten Aufenthalt – vielen Dank für das Gespräch!
Interview: Constanze Böttcher